Newsletter 1/21

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Chancengerechtigkeit

Durch die Corona-Pandemie offenbart sich einmal mehr die Ungerechtigkeit des Bildungssystems in Deutschland. So zeigt sich, dass sozial schwächere Familien besonders von der Verstärkung der sozialen Ungleichheit betroffen sind. Der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge beispielsweise zeigt in einem Beitrag für Blickpunkt WiSo auf, dass die wirtschaftlichen und psychosozialen Belastungen vor allem Kinder, Jugendliche und Erwachsene treffen, die schon vor der Pandemie unter schwierigen Lebens- und Bildungslagen litten. Beispielsweise werden durch das Fehlen digitaler Endgeräte, durch wenig Kommunikation oder verständnisvollen familiären Austausch sozial bedingte Ungleichheiten verstärkt. Die Lücken der digitalen Versorgung sind im Bildungsbereich besonders drastisch hervorgetreten. Das Lernen von zu Hause ist für alle Beteiligten ein großer Kraftakt. Daher hat der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds bereits im Frühjahr 2020 ad hoc-Hilfe geleistet und bedürftigen Schüler*innen digitale Endgeräte zur Verfügung gestellt. Unbürokratische Hilfe wie die der Stiftung ist in Krisenzeiten ein wichtiger Bestandteil zur Entgegenwirkung von Benachteiligungen. Eine Erhöhung des Bundesbudgets für den digitalen Ausbau von Schulen ist nicht zielführend, wenn die Gelder aufgrund von hohen bürokratischen Hürden nicht zeitnah abgerufen werden können.

Der überwiegende Verbleib zu Hause, statt in die Schule gehen zu können, erhöht die Gefahren, denen manche Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind: Sie erfahren mehr körperliche Gewalt, was die Daten der Gewaltambulanz der Charité in Berlin bestätigen. So gab es in den ersten Lockdown-Monaten deutlich schwerere Verletzungen und Brüche als in den Vor-Corona-Monaten. Im Vergleich zum Juni 2019 stiegen im Juni 2020 die Kontakte mit der Gewaltschutzambulanz um 30% an, 783 Gewaltopfer baten um Hilfe, 8% mehr als im Vorjahreszeitraum.

Schutzräume für Kinder und Jugendliche, ob gegen Gewalt, für ein offenes Ohr, als Rückzugsort oder als unterstützender Lernort, sind wichtiger denn je geworden. Im Programm Einsteigen – Aufsteigen! bieten ausgebildete Pädagog*innen ihren Teilnehmenden einen solchen Ort.
Das Programm wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Chancen auf Bildung für benachteiligte Kinder und Jugendliche gerechter zu gestalten. Die Pädagog*innen betrachten nicht nur die schulischen Leistungen, sondern arbeiten gemeinsam mit ihren Schützlingen auch an ihrem Sozialverhalten, Selbstwertgefühl und der Arbeitshaltung. Bei schwerwiegenden Problemen werden auch die Familien der Teilnehmenden mit einbezogen. In der auf fünf Jahre ausgelegten Begleitung entsteht so eine wichtige Vertrauensbasis. Unsere Pädagog*innen sind längst nicht nur Unterstützung neben dem Schulalltag, sondern Ansprechpartner*innen, wenn es brennt. Sie nehmen schnell eine wichtige Stellung bei den Schüler*innen ein. Gerade in herausfordernden Zeiten sind Programme wie diese wichtig, um Stabilität und Zuverlässigkeit in den Alltag zu bringen.

Von Diandra Preiß, Chancen stiften

 

 

Trotz der Einschränkungen der Corona-Maßnahmen erfolgreich in die Ausbildung starten

Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen in Deutschland stehen vor ganz neuen Herausforderungen: Berufsfindung, ohne die Möglichkeit, ein Praktikum in dem Wunschunternehmen zu machen, Bewerbungsgespräche, welche zum Großteil digital ablaufen sowie der Übergang von der Schule in den Beruf in Zeiten von Homeschooling, Lockdown und Distanz.

Levent, Zehntklässler im Programm Einsteigen – Aufsteigen! aus der Willy-Brandt-Gesamtschule in Köln-Höhenhaus bereitet sich gerade nicht nur auf seine Zentralen Abschlussprüfungen in Mathe, Englisch und Deutsch vor, sondern ist gleichzeitig auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz in seinem Traumberuf: Fachinformatiker, Fachrichtung Anwendungsentwicklung.
Einen der begehrten Praktikumsplätze hatte er als Schüler leider nie erhalten. Jedoch ist Levent davon überzeugt, dass der IT gehört die Zukunft gehört und hat außerdem großen Spaß am Tüfteln und Problemlösen rund um den PC. Auf Vorschlag seines Pädagogen hin hab sich Levent auf den einschlägigen Internetseiten azubi.de, ausbildung.de nach freien Ausbildungsstellen in Köln umgeschaut. Der Schüler hat ca. 20 Unternehmen seine Bewerbungsunterlagen zugesandt, viele Eignungstests durchgestanden und ebenso viele Bewerbungsgespräche via Telefon oder Online mit Unterstützung von Einsteigen – Aufsteigen! geführt. Durch eine Kooperation zwischen Einsteigen – Aufsteigen! und der IHK Köln profitiert Levent von der Möglichkeit, Hilfe von der Ausbildungsstellenvermittlung der IHK Köln in Anspruch zu nehmen. Die Beraterin in der passgenauen Besetzung konnte ihn mit Vermittlungsvorschlägen gut versorgen. Unter den Ausschreibungen war auch die eines Tochterunternehmens, das die komplette IT für eine traditionsreiche Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft macht. Zwei Bewerbungsgespräche hat Levent bereits durchlaufen. Ein drittes Auswahlgespräch würde ihm den begehrten Ausbildungsplatz bringen.
Alle Bewerbungsgespräche verliefen wie eine Achterbahnfahrt zwischen aufgeben und hoffen. Den Bewerber*innen kann Levent raten, sich um eine stabile Internetverbindung zu kümmern und Telefonempfang zu haben. Was Levent wirklich geholfen hat, ist seine innere Ruhe bei einem Bewerbungsgespräch zu halten und sich nicht nervös machen zu lassen. Auch wenn IT-Arbeit fast immer am PC stattfindet, hätte sich Levent doch ein persönliches Bewerbungsgespräch gewünscht.

So wie Levent geht es vielen Teilnehmenden von Einsteigen – Aufsteigen!. Abgesagte Praktikumsplätze, wenig Praxiserfahrung und ein schwieriger Arbeitsmarkt sind wenig motivierend. Durch das Programm erhalten Schülerinnen und Schüler jedoch die nötige Unterstützung, sich auf Ausbildungsplätze zu bewerben und sich auf die teils schwierigen Online-Tests vorzubereiten. Die Teilnehmenden werden z.B. mit dem Buch Testtraining 2000 plus von Hesse/Schrader (Auflage 2015: Stark Verlag GmbH) vorbereitet. Probieren Sie doch auch einmal, die Zahlenreihe zu vervollständigen:

84 – 21 – 63 – 65 – 64 – 16 – 48 – 50 – ?

(Antwort weiter unten)

Von Carl Liedtke, Pädagoge im Förderprogramm Einsteigen – Aufsteigen! und Diandra Preiß, Chancen stiften

 

 

 

Antwort: Neunundvierzig

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Warum ist der Empfänger der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds?

Die Gemeinschftsstiftung Chancen stiften ist ein Stiftungsfonds, der unter dem Dach des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds verwaltet wird.

Was ist der Zweck der Stiftung?

Aus den Mitteln der Gemeinschaftsstiftung
Chancen stiften wird das Förderprogramm
Einsteigen – Aufsteigen! mitfinanziert und
ausgebaut. Der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
hat Einsteigen – Aufsteigen! 2007 ins Leben
gerufen, um Kinder und Jugendliche mit
schulischen, familiären und sozialen Problemen
aktiv zu fördern. Verschiedenste Aktionen und Projekte runden das Angebot für die jungen Menschen zusätzlich ab.